{"id":382,"date":"2023-04-24T07:13:28","date_gmt":"2023-04-24T07:13:28","guid":{"rendered":"http:\/\/iwsprogramm.org\/?p=382"},"modified":"2023-04-24T07:13:30","modified_gmt":"2023-04-24T07:13:30","slug":"schwaebische-alb","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/iwsprogramm.org\/regio\/schwaebische-alb\/","title":{"rendered":"Schw\u00e4bische Alb"},"content":{"rendered":"\n

Die Schw\u00e4bische Alb<\/strong>, fr\u00fcher auch Schw\u00e4bischer Jura<\/strong> oder Schwabenalb<\/strong> genannt, ist ein Mittelgebirge in S\u00fcddeutschland und mit Kleinteilen in der Schweiz. Sie ist etwa 200 bis 220 km lang, 20 bis 40 km breit, inklusive des kleinen Schweizer Anteils 5887,35 km\u00b2 gro\u00df und bis 1015,7 m \u00fc. NH hoch. Das Gebirge besteht aus mesozoischem Kalkstein aus der Zeit des Jura und gilt als eines der gr\u00f6\u00dften zusammenh\u00e4ngenden Karstgebiete in Deutschland.<\/p>\n\n\n\n

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Neben dem Schwarzwald und dem Bodensee gilt die Schw\u00e4bische Alb als eine der touristischen Hauptattraktionen im S\u00fcdwesten Deutschlands. Bedeutend ist sie vor allem als Wander-, Kletter- und Wintersportregion. Bekannt ist sie auch aufgrund ihrer erdgeschichtlichen Besonderheiten; durch die lange menschliche Besiedlungsgeschichte seit der Steinzeit mit zahlreichen materiellen und konstruktiven Hinterlassenschaften aus allen Epochen zeichnet sie sich als Region mit reichem kulturellem Erbe aus.<\/p>\n\n\n\n

Geologisch gesehen ist die Schw\u00e4bische Alb eine Schichtstufe im S\u00fcdwestdeutschen Schichtstufenland. Wie die sie nord\u00f6stlich fortsetzende Fr\u00e4nkische Alb ist sie ein Tafeljura-Gebirge. Zusammen mit dem Faltenjura, der im S\u00fcdwesten anschlie\u00dft, ist sie Bestandteil der Jura\u00adgebirgsz\u00fcge zwischen Genf und Coburg.<\/p>\n\n\n\n

Entstehung im Jurameer<\/h3>\n\n\n\n

Schichten<\/h4>\n\n\n\n

Die Schw\u00e4bische Alb besteht aus sediment\u00e4ren marinen Ablagerungen in Form m\u00e4chtiger Schichten aus Ton, Kalk und Mergel. Diese Gesteine entstanden w\u00e4hrend der Jurazeit am Boden eines tropischen, eher flachen Meeres, das vor etwa 200 bis 150 Millionen Jahren gro\u00dfe Teile Europas bedeckte. Die jurassischen Gesteine bilden drei Hauptformationen. Nach ihrer Farbe unterscheidet man lokal von unten nach oben Schwarzer, Brauner und Wei\u00dfer Jura.<\/p>\n\n\n\n

Man findet heute dort in einigen Schichten Fossilien von Meeressauriern, aber auch von Flugsauriern, die von der K\u00fcste auf das Jurameer hinausflogen, um dort Fische und andere Lebewesen zu fangen.<\/p>\n\n\n\n

Schwarzer Jura<\/h5>\n\n\n
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Versteinerte Seelilie aus dem Schwarzen Jura bei Holzmaden<\/p>\n\n\n\n

Die Gesteine des Schwarzen Jura<\/em> sind Tonschiefer und werden durch einen hohen Gehalt an Bitumen und Pyrit dunkler gef\u00e4rbt. Man spricht auch (f\u00e4lschlich) von \u00d6lschiefer. Dieses Gestein tritt am Fu\u00df des Albtraufs auf und ist ber\u00fchmt f\u00fcr seine Funde von Ichthyosauriern. Am besten kann man diese im Urwelt-Museum Hauff in Holzmaden oder im Fossilienmuseum des Holcim-Werkforums in Dotternhausen betrachten. Das Fossilienmuseum in Dotternhausen beherbergt \u00fcber 1.000 Exponate von Jurafossilien der Westalb.<\/p>\n\n\n\n

Brauner Jura<\/h5>\n\n\n\n

Die Schichten des Braunen Jura<\/em>, sandig-tonige Mergel, erhalten ihre braune Farbe durch einen recht hohen Gehalt an Eisen. Dieses Eisen wurde in Wasseralfingen bei Aalen auch als oolithisches Eisenerz abgebaut. Zu dieser Schicht geh\u00f6rt das Aalenium, eine chronostratigraphische Stufe des Mitteljura und umfasst geochronologisch den Zeitraum von etwa 174,1 bis 170,3 Millionen Jahren. Die Stufe ist seit 1864 benannt nach der Stadt Aalen. Die ersten Fossilienfunde wurden unter anderem im Tiefen Stollen in Aalen gemacht. Hiervon ist ein gro\u00dfer Teil im st\u00e4dtischen Urweltmuseum Aalen ausgestellt.<\/p>\n\n\n\n

Wei\u00dfer Jura<\/h5>\n\n\n
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Kalksteinbruch bei Willmandingen\/Sonnenb\u00fchl. Mittlere Kuppenalb. Gebankter Kalkstein der Unteren Felsenkalk-Formation (Kimmeridgium). Die Steinbruchwand l\u00e4sst Kl\u00fcfte erkennen, die durch Verkarstung akzentuiert und teilweise zu relativ breiten Spalten geweitet sind. Zahlreiche Kl\u00fcfte und Spalten sind verf\u00fcllt mit tropisch verwittertem, rot-braunem Bohnerzlehm des K\u00e4nozoikums. Verteilt im Kalkstein liegen zementgraue Mergeleinschl\u00fcsse vor. Wie h\u00e4ufig (au\u00dfer in Schwemmt\u00e4lern), ist die Mutterbodenschicht \u00fcber dem festen Karbonatgestein \u00e4u\u00dferst d\u00fcnn.<\/p>\n\n\n\n

Der Wei\u00dfe Jura<\/em>, der die Steilstufe des Albtraufs bildet, besteht aus fast reinem Calcit, der in einem sauerstoffreichen und lebendigen Meer abgelagert wurde. Er ist charakterisiert durch eine wechselnde Folge von Mergeln, Kalkb\u00e4nken und Massenkalken (Riffen). Der in einer Reihe gro\u00dfer Steinbr\u00fcche \u2013 beispielsweise am Plettenberg nahe Dotternhausen, bei Schelklingen und bei Grabenstetten \u2013 abgebaute Kalkstein wird zur Zementherstellung und als Stra\u00dfenschotter verwendet. Hochreine Kalksteine \u2013 der CaCO3<\/sub>-Gehalt betr\u00e4gt teilweise \u00fcber 99 % \u2013 werden im Blautal bei Ulm gewonnen und als Ulmer Wei\u00df<\/em> an die chemische Industrie in alle Welt verkauft.<\/p>\n\n\n\n

Wirtschaftlich spielte auf der Schw\u00e4bischen Alb auch der Abbau von Kalktuff eine gro\u00dfe Rolle, der indirekt als sekund\u00e4res Sediment dem wei\u00dfen Jura zugeordnet werden kann. Typlokalit\u00e4ten wie etwa der Seeburger und der G\u00f6nninger Kalktuff werden unterschieden. Wegen seiner materialspezifischen Belastbarkeit und Witterungsbest\u00e4ndigkeit wurde Kalktuff aus Seeburg an vielen repr\u00e4sentativen Geb\u00e4uden wie etwa dem Ulmer M\u00fcnster verwendet. Voraussetzung f\u00fcr die Entstehung von Kalktuff sind aber Verkarstungsprozesse.<\/p>\n\n\n\n

Fossilien<\/h4>\n\n\n\n

In allen Jurasedimenten sind vielf\u00e4ltige Fossilien enthalten, die man auf einer Wanderung leicht selbst finden kann. Anhand der f\u00fcr die jeweilige Schicht typischen Leitfossilien<\/em> erstellte der Geologe Friedrich August von Quenstedt die nach ihm benannte Gliederung des s\u00fcddeutschen Juras.<\/p>\n\n\n\n

Manche Fossilien finden sich \u00fcber die ganze Schw\u00e4bische Alb hinweg, andere wiederum sind Unikate oder Fundst\u00fccke einer bestimmten Region. In vielen Museen der Welt sind aufgrund ihrer filigranen \u00c4sthetik die fossilien Korallen der Schw\u00e4bischen Alb ausgestellt. Ein wichtiger Fundort von Fossilien aus dem Malm stellt die Nusplinger Platte dar mit den dort nat\u00fcrlich vorkommenden d\u00fcnnen Kalkplatten. Meerengel tummeln sich in versteinerter Form neben Riesenlibellen und fossilien Meereskrokodilen.<\/p>\n\n\n\n

Erminger Turritellenplatte<\/h5>\n\n\n\n

Am S\u00fcdrand der Schw\u00e4bischen Alb treten terti\u00e4re Ablagerungen auf, die die Oberfl\u00e4che bilden. Besonders bekannt durch ihren marinen Fossilreichtum ist die Erminger Turritellenplatte bei Ulm.<\/p>\n\n\n\n

Heldenfinger Kliff<\/h5>\n\n\n\n

\u2192 Hauptartikel: Heldenfinger Kliff<\/em><\/p>\n\n\n

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Die Klifflinie (gr\u00fcn gestrichelt) entlang des S\u00fcdrandes der Schw\u00e4bischen Alb zwischen den Landkreisen Heidenheim (rechts oben) und Tuttlingen (links unten)<\/p>\n\n\n\n

Das Heldenfinger Kliff war Teil der Felsk\u00fcste des terti\u00e4ren Meeres (Obere Meeresmolasse) vor 15 Millionen Jahren. Der lang andauernde Anprall der Wellen hat auf der S\u00fcdseite der Schw\u00e4bischen Alb eine typische Hohlkehle mit L\u00f6chern von Bohrmuscheln und Bohrschw\u00e4mmen aus dem Wei\u00dfjurafels herausgearbeitet. Das Heldenfinger Kliff wird von Geologen als besterhaltener fossiler Strand bezeichnet, deshalb ist diese Klifflinie auch zu wissenschaftlicher Bedeutung gelangt und als Naturdenkmal und als Geotop gesch\u00fctzt.<\/p>\n\n\n\n

Steinheimer Schneckensand<\/h5>\n\n\n\n

Als Steinheimer Schneckensand wird der mit fossilen Schneckengeh\u00e4usen durchmischte Sand bezeichnet, der an vielen Stellen im Steinheimer Becken zutage tritt. Der Pal\u00e4ontologe Franz Hilgendorf stellte in den 1860er Jahren fest, dass die Schneckengeh\u00e4use von Schicht zu Schicht ihre Gestalt langsam ver\u00e4ndern; dies war der erste pal\u00e4ontologische Beleg f\u00fcr die Evolutionstheorie Charles Darwins.<\/p>\n\n\n\n

Grimmelfinger Graupensande<\/h5>\n\n\n\n

Am S\u00fcdrand der Schw\u00e4bischen Alb werden Grimmelfinger Graupensande abgebaut, die der Graupensandrinne zugeh\u00f6ren. Diese Rinne erhielt ihren Namen nach dem Basiskonglomerat, dem Graupensand<\/em> (enth\u00e4lt Kleinger\u00f6lle in der Gr\u00f6\u00dfe von Graupen), das erosionsdiskordantSchichten der Oberen Meeresmolasse und Unteren S\u00fc\u00dfwassermolasse, teilweise auch direkt Jura-Kalken auflagert. Darin werden Fossilien gefunden. Diese Rinne verl\u00e4uft von Nordost nach S\u00fcdwest ann\u00e4hernd entlang des S\u00fcdrands des Schw\u00e4bischen und Fr\u00e4nkischen Jura.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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